Neue Trends aus dem Internet
Das Internet nimmt neue Trends am schnellsten auf und verbreitet sie weiter, sämtliche Nutzer wirken dabei als Multiplikatoren. Der Vorsprung gegenüber den herkömmlichen Medien beträgt häufig rund ein ganzes Jahr. So wird im Netz seit Anfang 2011 intensiv über den neuen Mobilfunkstandard LTE diskutiert, aber erst Anfang 2012 tauchte er erstmals in einem klassischen Fernsehwerbespot auf. In den Nachrichten war bislang so gut wie nichts darüber zu hören. Dasselbe betrifft die Elektromobilität, den Einsatz erneuerbarer Energien oder Fashion- und Gesundheitstrends. Einige Themen werden zwar in den herkömmlichen Medien erwähnt, die Informationslage ist jedoch mehr als dünn, die dargebrachten Erkenntnisse erscheinen dem intensiven Netz-Nutzer vielfach überholt. Das Internet ist schneller, genauer und kritischer als alles, was es bisher an Informationsmöglichkeiten gab.Schwarm-Intelligenz im Internet
Das Hamburger Beratungsunternehmen Trendbüro hält die im Netz entstehende "Schwarm-Intelligenz" überhaupt für den Megatrend der Zukunft - der indes schon begonnen hat. Das hat auch für Werbestrategien und den Markenaufbau einschneidende Konsequenzen, denn nicht mehr die einseitige Werbebotschaft, sondern Corporate Blogs in Social Networks bestimmen fortan das Image von Unternehmen und ihren Produkten. Dieser Trend wird im Netz seit dem Jahr 2011 intensiv diskutiert, und auch diese Diskussion ging bislang an den klassischen Medien vorbei. Schwarm-Intelligenz führt situative Mehrheiten zusammen, die für einen begrenzten Zeitraum intelligenter urteilen als ein einzelnes Individuum und damit einen Trend anstoßen können. Die Grundlage bildet dafür die Möglichkeit des offenen Diskurses im Internet und die Effizienz beim Postulieren von Entscheidungen, zum Beispiel Kaufentscheidungen. Noch wesentlicher dürfte sich diese Art der Meinungsbildung in der politischen Landschaft auswirken, die nordafrikanischen Revolutionen seit 2011 gaben darauf einen Vorgeschmack. Deren Protagonisten verabreden sich ständig über das Internet. Aber auch im reinen Wissensbereich wirkt die kollektive Netzintelligenz überaus fruchtbar, das prominenteste und wirkungsvollste Beispiel hierfür dürfte Wikipedia sein. Die Politik sollte diesen Trend keinesfalls verschlafen, denn Smart Mobs (im positiven Sinne) aus dem Internet dürften in Zukunft wenigstens situativ kompetenter auftreten als Parteien, die einen Großteil ihrer Energie in internen Hierarchiekämpfen verschleißen.
Verbraucherbewegungen im Netz
Der CEO des Bremer Trendbüros nextpractice, Professor Dr. Peter Kruse, weist auf die im Internet entstehenden mächtigen Verbraucherbewegungen hin. Diese Vision wurde Ende der 1990er Jahre erstmals formuliert, sie ist im Jahr 2012 handfeste Realität. An Social Networks mit ihrer Multiplikation von Verbrauchermeinungen kommt kein Unternehmen mehr vorbei, und auch Einzelmeinungen zählen. Diese können die öffentliche Wahrnehmung nachhaltig verändern, wenn es nur eine Resonanz innerhalb der Netzwerke gibt. Sollte sich ein Longtail zu einer Bewegung organisieren, wedelt alsbald der Schwanz mit dem Hund, so Professor Kruse. Das besagt: Es entsteht über das Internet eine neue, wahrhafte Demokratie auf allen Ebenen.