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Onlineversandhändler Amazon in Deutschland

Amazon in der Imagefalle

Als Flaggschiff unter den Onlineversandhändlern ist Amazon jüngst in schweres Fahrwasser geraten. Was war passiert? Der deutsche Fernsehsender ARD enthüllte in einer Dokumentation am 13.Februar 2013 fragwürdige Arbeitsbedingungen von polnischen und spanischen Saisonkräften in Bad Hersfeld, einem der zentralen Logistikstandorte des Onlineversenders in Deutschland. Bereits am folgenden Tag durchzog ein Entrüstungssturm die sozialen Netzwerke und viele Amazon-Kunden kündigten spontan ihre Konten beim Onlineversender Amazon in Deutschland, der jetzt in Deutschland ein gewaltiges Imageproblem hat.

Lange Zeit schien es, als ob Amazon kein Wässerchen trüben könnte. Der weltweite Marktführer unter den Onlineversandhändlern kannte jahrelang nur eine Richtung: nach oben. Ihn traf jetzt eine gewaltige Wutwelle, nachdem die ARD am 13. Februar 2013 in der Dokumentation „Ausgeliefert!“ über die Arbeitsbedingungen von Leiharbeitskräften aus Polen, Spanien und anderen Ländern berichtet hatte. Die ausländischen Arbeitskräfte wurden extra für das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft 2012 angeworben und als Leiharbeiter befristet beschäftigt. Unter anderem in der hessischen Kleinstadt Bad Hersfeld in Deutschlands grüner Mitte, wo Amazon eines seiner zentralen Auslieferungslager betreibt. Die befristeten Saisonkräfte wurden in Ferienwohnanlagen zu Hunderten untergebracht und erhielten statt der zugesagten 9,50 Euro nur 8,10 Euro von der zwischengeschalteten Zeitarbeitsfirma.

Dumpinglöhne und Schikanen durch Security-Leute
Als ob mit Dumpinglöhnen, beengten und tristen Wohnverhältnissen sowie schlechten Busverbindungen zwischen Unterbringung und Einsatzort nicht schon genug Entrüstungspotenzial vorhanden wäre, wurde das noch von schikanösen Methoden durch Mitarbeiter einer lokalen Sicherheitsfirma überboten, welche im Auftrag von Amazon die Arbeiter überwachten. Die kahl geschorenen Männer des Security-Dienstes stehen in Verdacht Verbindungen zur rechten Szene zu haben, trugen sie doch Kapuzenpullover der Marke Thor Steinach, einem Erkennungszeichen in der deutschen Neonazi-Szene. Die rüden Methoden, mit denen sie die Aushilfsarbeiter behandelten, bekamen auch die Journalisten der ARD zu spüren, die sich als Feriengäste in eine Arbeiter-Wohnanlage eingemietet hatten und mit versteckter Kamera vor Ort filmten. Sie wurden von den Security-Leuten genauso drangsaliert wie alle übrigen Arbeiter von Amazon auch.

Amazon-Kunden entfachen Wutwellen auf Facebook und Twitter
Am Tag nach der Ausstrahlung der Dokumentation traten Amazon-Kunden einen gewaltigen Shitstorm auf Facebook und Twitter los. Viele waren so wütend, dass sie sofort ihre Kundenkonten auflösten und schworen, nie wieder etwas bei Amazon zu bestellen. Die Verantwortlichen des Onlineversandhauses reagierten zunächst ziemlich hilflos auf die unerwartete Empörungswelle. Inzwischen hat Amazon dem Sicherheitsdienst gekündigt und dem Vernehmen nach auch mit einem Logistik-Subunternehmer gebrochen. Auch die deutsche Politik hat sich eingeschaltet und verlangt in Gestalt der Arbeitsministerin von der Leyen rückhaltlose Aufklärung. Amazon war bislang als günstiger Onlineanbieter mit einem riesigen Warenangebot bekannt, der besonderen Wert auf zufriedene Mitarbeiter legt. Dieses Image hat nunmehr gewaltige Risse bekommen. Man darf gespannt sein, wie sich Amazon hier herauswinden wird.